"Wie unter einer dunklen Glocke. Über den Umgang
mit Tod und Trauer"
Reportage, 28' 50''
Ein Film von Franz-Rudolf Hartwich, Paulinus Verlag GmbH
SWR-Fernsehen, 01. November 2003, 16:00 - 16:30 Uhr
"Anfangs
lebte ich wie unter einer dunklen Glocke", sagt Jutta Altmeier
aus Koblenz. Nach 40 Jahren Ehe hat sie durch eine Krankheit Ihren
Mann verloren. Dieser Verlust hat ihr Leben völlig verändert.
Sie war unfähig, etwas zu kochen oder zu essen. Ihre Tochter
hat sie in der Zeit der dunklen Trauer versorgt. Das Enkelkind
hat sie zurückgewiesen, weil "die Oma immer so traurig"
war. Eine schmerzhafte Erfahrung für die pensionierte Berufsschullehrerin.
Geholfen haben ihr bei ihrem Umgang mit der Trauer die Seminare
von Adolf Pfeiffer, verantwortlich für die Katholische Erwachsenenbildung
in Koblenz.
Pfeiffer
hat erkannt, dass Trauernde dringend der Unterstützung bedürfen,
weil die herkömmlichen Systeme, wie Familie und Freundeskreis
die Trauernden nur noch schwer oder überhaupt nicht mehr
tragen können. Deshalb hat Pfeiffer eine Kursreihe entwickelt,
in der Trauernde es lernen, "mit der Trauer zu leben".
Trauerbewältigung ist für Pfeifer kein Weg. Die Arbeit
in Einzel- und Gruppengesprächen hat Pfeiffer durch ein Angebot
im Internet ergänzt. Unter www.trauer.org finden Angehörige
verschiedene Angebote, unter anderen ein Trauerseminar online.
Rückblende: die Fünfziger Jahre im Hunsrück, in
der Gegend von Simmern. Martin Walter erinnert sich: "Früher
da kam dann der Sargmacher und hat die Maße abgenommen,
dann kam der Pfarrer, um die persönlichen Dinge zu regeln.
Die Leiche wurde zuhause aufgebahrt und am Tag der Beerdigung
selber wurde der Sarg in den Hof gestellt auf zwei Stühle.
Dann wurde sie mit dem Wagen abgeholt." Die Fürsorge
für die Toten in früheren Zeiten, die in der Familie,
in der Nachbarschaft bzw. in der Dorfgemeinschaft stattgefunden
hat, hatte maßgebliche Auswirkungen auf den Trauerprozess:
Trauer wurde ermöglicht, nicht verhindert.
Aber das ländliche Idyll ist längst zerbrochen.
Mittlerweile
sterben 70% der Menschen in Institutionen, vorwiegend Alten- und
Pflegeheimen, aber auch in Krankenhäusern. In den Krankenhäusern
ist schon vor Jahren erkannt worden, dass die Begleitung von Sterbenden
und Trauernden nötig geworden ist. Elisabeth Weber-Juncker
arbeitet als Krankenhausseelsorgerin im Krankenhaus der Barmherzigen
Brüder in Trier. Sie erzählt von ihren Erfahrungen mit
Sterbenden aber auch mit trauernden Angehörigen. Wie hat
sich darüber hinaus ihr Verhältnis zum Tod verändert?
Wie wichtig ist für die Menschen heute der Glaube an ein
Leben nach dem Tod.
Wer eine Diagnose hat, die nicht auf Heilung hoffen lässt
und die Lebenserwartung gering ist, kann in einem stationären
Hospiz aufgenommen werden. Ernst-Eckard Hennecke hat diesen Weg
gewählt. "Vor zehn Jahren hatte ich Lymphknotenkrebs,
den ich in den Griff bekommen habe. Plötzlich verschlechterte
sich mein Zustand und die Ärzte wussten nichts mehr mit mir
anzufangen. Der Vorteil in einem Hospiz zu leben, ist die Betreuung.
Hier ging es mir sehr schnell besser. Ich habe wieder sprechen
gelernt und kann mich alleine anziehen." Auch wenn das sehr
mühsam ist.
Die Arbeitsteilung zwischen medizinischen Fachkräften, den
Hospizpflegefachkräften, Ärzten, Seelsorgern und Ehrenamtlichen
macht die Arbeit im stationären und im ambulanten Hospiz
besonders effektiv.
Hennecke ist kein typischer Gast, wie die Bewohner im stationären
Hospiz Koblenz genannt werden. Er rechnet damit, bald wieder in
seiner normalen Umgebung leben zu können mit Unterstützung
der ambulanten Dienste des Hospiz. Der entscheidende Vorteil der
Hospizarbeit ist, dass verschiedene Dienste miteinander verknüpft
werden.
"Ich erfahre, dass Sterbende mir sehr viel zu geben haben.
Sie geben mir ein Stück Leben", sagt Gisela Textor,
die Vorsitzende des Hospizvereins Koblenz. Eine Gesellschaft,
die den Tod dämonisiert und Trauer tabuisiert, wird den Wert
des Lebens nicht verstehen.
"Wie unter einer dunklen Glocke. Über den Umgang mit
Tod und Trauer"
Ein Film von Franz-Rudolf Hartwich
Kamera: Dirk Schweitzer
Ton: Frank Spitschka
Produktionsassistentin: Christina Gierten
Schnitt: Frank van Elk
Produktion: Paulinus Verlag GmbH, Trier
im Auftrag des Bistums Trier
in Zusammenarbeit mit dem SWR
Laufzeit: 28´50´´